Vernetzte Plattformen: nur ein Hype oder wichtiger Baustein für eine zukunftsweisende Retail IT-Architektur?

Digitalisierung ist eines der wichtigsten Themen für die Zukunft im Handel. Da wird sicherlich jeder zustimmen. Gleichzeitig wird es mit der ständig wachsenden Auswahl an digitalen Tools, Online-Diensten und der schieren Datenmenge zu einer echten Herausforderung, die Komplexität zu bewältigen. Außerdem verändern sich in einer Welt vernetzter Daten und den Anforderungen an Echtzeitanalysen die IT-Architekturen grundlegend. Folglich wurden bereits über die letzten Jahre hinweg cloud-basierte Systeme in großem Umfang in die Unternehmensarchitekturen integriert.

Passend dazu hat Gartnerjüngst die folgenden strategischen Technologietrends für 20221 zusammengefasst, die mich dazu veranlasst haben, diesen Blogbeitrag zu schreiben .

  1. Engineering trust
  1. Sculpting change
  1. Accelerating growth

Darüber hinaus umfassen die Trends Themen wie „Hyperautomatisierung“ von Geschäftsprozessen, Integrationen über sogenannte Data Fabrics und Cloud-native Plattformen. Schauen wir uns diese Themen also etwas genauer an.

Retail IT-Architektur der 2020er

Grundsätzlich besteht die Rolle der Unternehmensarchitektur darin, Business und IT miteinander zu verbinden. Eine moderne Datenarchitektur benötigt dabei die Flexibilität, mit großen Datenmengen zu arbeiten und cloud-basierte Dienste zu nutzen, die letztlich auch maschinelles Lernen oder künstliche Intelligenz unterstützen. Als besonders reaktionsschnell erweisen sich dabei IT-Architekturen, die ein verteiltes Datenmanagement ermöglichen. In diesem Zusammenhang präsentiert bspw. die MACH Alliance einen interessanten Ansatz und setzt sich für ein offenes und „best-of-breed“ Technologie Ökosystem ein, einschließlich dieser vier Leitprinzipien:

  1. Microservices based,
  1. API-first,
  1. Cloud-native SaaS and
  1. Headless, was bedeutet, Frontend und Backend voneinander loszulösen.

APIs unterstützen Best-of-Breed

Das Thema rund um APIs ist gerade populär, insbesondere im Omnichannel-Retail, wenn es darum geht unterschiedliche Anwendungen zu vernetzen. Aber wofür steht API eigentlich und warum führt für Retailer kein Weg daran vorbei? Erstens ermöglicht eine API (kurz für Application Programming Interface) die einfache Integration von Softwarekomponenten. Genauer gesagt bietet eine API den Zugriff auf Daten auf standardisierte Weise und macht es unglaublich einfach, durch die Kombination von Daten neue Features zu entwickeln.

APIs sind der Schlüssel zu integrierten Omnichannel-Services sowie starken Sicherheitsnetzwerken, da sie Geräte einfach verbinden und Datenströme kombinieren

Auf diese Weise und im Gegensatz zu den unflexiblen monolithischen System ermöglichen APIs einen "Best-of-Breed"-Technologie-Stack. Best-of-Breed bedeutet, die besten Anwendungen, Lösungen oder Services zu kombinieren und aufeinander abzustimmen, um bestimmte Aufgaben oder Funktionen auszuführen. Dies erfordert verteilte Datenarchitekturen für Integration, Management und Analyse. Darüber hinaus ermöglicht die Kombination von Datenströmen neue Anwendungen und tiefe Einblicke.

Einige Beispiele

Für Marken und Einzelhändler besteht das Hauptziel darin, das Einkaufserlebnis zu verbessern und eine Omnichannel-Kundenbindung zu erreichen. Infolgedessen erstellen viele Retailer dedizierte Anwendungen auf der Grundlage von APIs, um mit Kunden in Kontakt zu treten und Geschäftsprozesse zu verbessern. Beispiele für die Integration von (RFID-basierten) Echtzeit-Bestandsinformationen (z. B. über die iD Cloud-Plattform) mit Anwendungen vernetzter Lösungsanbieter sind:

Industriestandards helfen, Daten zuverlässig zu vernetzen

Globale Standards und offene Formate reduzieren Abhängigkeiten und machen Entscheidungen zukunftssicher. Beispielsweise ist EPCIS (Electronic Product Code Information Service) ein Standard, der es ermöglicht, Transparenz über Bestände und Warenbewegungen in der Lieferkette zu schaffen und diese Informationen zwischen Geschäftspartnern zu teilen.

In einfachen Worten gesagt, bietet dieser Standard eine gemeinsame und einheitliche Sprache, um sogenannte EPCIS-Ereignisse zu erfassen und zu teilen, die das WAS, WANN, WO, WARUM von Produkten in deren Lebenszyklus bereitstellen. So weiß jeder Beteiligte, um welches Produkt es sich handelt, woher es kommt, wer es hergestellt hat und was im Laufe der Zeit damit passiert ist.

Interessant ist auch, dass GS1 - die Organisation hinter diesem Standard – gerade die neueste Version von "EPCIS 2.0" zur öffentlichen Überprüfung vorveröffentlicht hat3. Diese neue Version enthält ein neues Core Business Vocabulary, neue Dimensionen und neue Dispositionen und unterstützt das Übertragen von Daten, die von RFID-Lesegeräten erfasst werden, in die Cloud.

Fazit: Einfach loslegen und durchstarten

Kunden erwarten tolle Einkaufserlebnisse. Um neue, inspirierende und komfortable Services anbieten zu können, benötigt es Datenplattformen, die mitwachsen und skalieren können. Die Verbindung von Daten über standardisierte APIs ermöglicht es Marken und Einzelhändlern, die besten Lösungen mit geringem Risiko auszuwählen und von führenden Lösungsanbietern zu beziehen. Dies zeigt, dass APIs in der Tat erfolgskritisch sind, um mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten. Für Retailer gibt es also viel zu tun, aber auch viel zu gewinnen - am Ende werden sich Einfachheit, Skalierbarkeit und Offenheit durchsetzen.

Tom Vieweger
RFID business expert
Tom Vieweger